Das dritte Element einer Plattform zur Software-Monetarisierung ist die Automatisierung des Back-Office, also die Orchestrierung des Zusammenspiels der Systeme für das Lizenz- und Berechtigungsmanagement und der Abrechnung sowie die Anbindung von ERP- und CRM-Systemen und Tools zur Marketing-Automatisierung. Das Ziel ist, die Betriebsprozesse und damit auch die Kundenerfahrung zu optimieren – was letztlich sowohl den Umsatz als auch den Gewinn steigert.
Ein interessantes Beispiel ist der Hersteller Trimble Navigation aus Kalifornien, ein Anbieter von GPS-Technik. Er erkannte für sich die Vorteile, die ihm wiederkehrende Erlöse bieten, und orientierte sich deshalb in Richtung SaaS-Lösungen. Um diese Evolution hin zur kontinuierlichen Software-Monetarisierung möglichst effizient zu bewerkstelligen, nutzt Trimble heute eine Kombination aus Lizenz- und Berechtigungsmanagement von Gemalto sowie das Cloud-Abrechnungssystem von Aria Systems. Erste Lösungen, die das Unternehmen hierüber monetarisierte, waren unter anderem für den GNSS-Dienst Trimble Catalyst sowie ergänzende Luftbild-Software und -Services. Bestandteil der Umsetzung war zudem auch die Automatisierung des Back-Office-Betriebes.
Das Ziel der Monitarisierungsstrategie ist es dabei, den Geolokalisierungs-Daten des GNSS-Dienstes nützliche Funktionalitäten hinzuzufügen, um die GNSS-Hardware vielseitiger und damit für unterschiedlichste Anwendungen einsetzbar zu machen. Die Systeme kommen beispielsweise zum Einsatz, um Berge genauer zu vermessen. Benutzer des GNSS-Dienstes Trimble Catalyst können dabei vier Stufen der Genauigkeit der Positionsbestimmung auswählen, und das ohne weitere Änderungen an der Hardware. Darüber hinaus können GNSS-Daten bei zellularer Konnektivität auch zur Analyse an einen zentralen Internet-Standort übertragen werden. Bei fehlender Anbindung speichert das System die Daten und überträgt sie, wenn WiFi verfügbar ist. Zudem können diese Punkte zu Google Earth oder Google Maps zur Archivierung hinzugefügt werden.
Zur Verwaltung der Abonnements nach Genauigkeitsstufe setzt Trimble die Monetarisierungsplattform Gemalto Sentinel ein, die auch das Kunden-Self-Service-Portal für Aktivierungen, Lizenzübertragungen und Abonnement-Änderungen bereitstellt, was die Installations- und Supportkosten senkt und zu einer besseren Nutzererfahrung beiträgt.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Trimble-Aerial-Photogrammetry-Software. Durch deren Nutzung – etwa auf einem einfachen Tablet – lässt sich eine Drohne so programmieren, dass sie in kürzester Zeit erledigt, wofür manuelle Messinstrumente früher Jahre benötigten. Nach Eingabe der GPS-Koordinaten und entsprechender Programmierung fliegt die Drohne für 35 Minuten und nach Erfassung eines Anfangspunktes nimmt sie alle drei Zentimeter ein Foto auf. Pro Flug werden so 10 Gigabyte Daten gesammelt – um sie zu einer Punktwolke oder georeferenzierten 2D- oder 3D-Karte zu verarbeiten, dauert es zwei bis drei Tage. Auch fürs Indoor-Mapping lässt sich die Software nutzen.
Trimble bietet die Software mit der Drohne als Kit mit unbefristeter Lizenz und Wartungsvertrag auf Jahresbasis an. Hinzu kommen Data-Hosting für die Punktwolken per Monats- oder Jahresabo sowie ein Cloud-basierter Verarbeitungs-Service, der die Rohdaten von der Drohne zu georeferenzierten 3D-Karten verarbeitet. Hier ist das Bezahlmodell pro Flug und Prepaid. Noch flexibler sind die Möglichkeiten im Bereich Back-Office-Automatisierung. Zwar werden diese Back-Office-Services meist für Monate oder Jahre abonniert. Doch eine ausgeklügelte zeitbasierte Lizenz- und Abrechnungsmethode ermöglicht hier nun auch eine Nutzung auf Tages- oder gar Stundenbasis.
»Das Beispiel von Trimble illustriert eindrucksvoll, was die Marktforschungsergebnisse nur statistisch widerspiegeln – Abonnements und Geschäftsmodelle mit wiederkehrenden Umsätzen sind auf dem Vormarsch«, betont Gaudlitz. Dies erfordere eine durchdachte Preisstrategie und die Verwendung der richtigen Technologien zum Betrieb solcher Geschäftsmodelle. Unternehmen, die leistungsstarke Plattformen zur Software-Monetarisierung nutzen, werden voraussichtlich einen weicheren Übergang in die neue Ära haben und damit am Ende erfolgreicher sein als Unternehmen, die alles selbst entwickeln wollen oder auf Lösungen zurückgreifen, die ausschließlich auf ihren aktuellen Bedarf zugeschnitten sind und wenig Entwicklungsspielräume und Perspektiven bieten.