Moderne Filmkameras sind Embedded-Rechnersysteme

22. September 2008, 14:28 Uhr | Marcel Consée
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Moderne Filmkameras sind Embedded-Rechnersysteme

Triton-270 wird komplett mit installierter Redboot-Firmware geliefert. Redboot unterstützt neben verschiedenen Low-Level-Debug-Möglichkeiten auch den Download von Dateien per seriellem XModem oder per TFTP (Trivial File Transfer Protocol) über Ethernet. Diese Programme lassen sich dann im Flash-Speicher ablegen und auf Kommando oder bereits nach dem Einschalten automatisch ausführen. Das Board unterstützt den Linux-Kernel ab 2.6 und WindowsCE 5.0 oder 6.0.

Der Entwicklung dient ein Starterkit. Die Spezialisten bei Arri konnten beinahe alle Funktionen der Zielhardware vorab ausprogrammieren und testen. Das gewann deshalb an Bedeutung, weil am Target kein Netzwerkanschluss zur Verfügung steht. Tastatur, Touch-Display, USB-Host und -Slave sowie RS-232 ließen sich ohne Änderung in das Zielsystem übernehmen. Natürlich bringt ein Board-Support-Package für Linux viel mehr Funktionen mit, als sie eine solche Anwendung erfordert, doch liefert es mit dem Root-Dateisystem genügend Entwicklungsunterstützung und Treiber für die Fernbedienungsanwendung. Die Basisplatine des Starterkits besitzt einen Sockel zur Aufnahme des Prozessormoduls, außerdem drei RS-232-Schnittstellen und den neuen 200-Pin-SODIMM-Steckverbinder. Debugging und Programmieren erfolgen über die JTAG-Schnittstelle und die USB-Anbindungen.

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Die Fernbedienung »WRC-2« eignet sich für die aktuellen Kameras der Serien »Arriflex« und »Arricam«. Sie passt sich automatisch der verwendeten Kamera an, der Touchscreen ermöglicht rasche Eingriffe durch den Kameramann. Im Betriebsmodus »Camera Control« sind Anpassungen der Geschwindigkeit und des Verschlusswinkels möglich. »External Display« emuliert den Bildschirm, es befindet sich an der Seite der »Arriflex«-Modelle, und der »Ramp Mode« vereinfacht Änderungen an Geschwindigkeit, Verschluss oder Irisblende während der Aufnahme. Die WRC-2 berechnet anhand aktueller Messungen des Kameramannes automatisch die passenden Belichtungswerte für vorgegebene Profile. Die Randwerte der Profile werden im »Ramp Control «-Menü eingegeben, das den Anwender durch den recht komplexen Vorgang der Programmierung von Belichtungsprofilen führt. Somit sind ganz besondere Effekte möglich.

Die WRC-2 ist ein Baustein im »Wireless Remote System«. Sie lässt sich direkt via Kabel oder durch Aufstecken auf eine »Wireless Main Unit« (WMU, Funkmodul) mit den Kameras verbinden. Die WMUs fungieren als Sender und Empfänger. Die Fernsteuerung lässt sich auch direkt mit den Kameras verbinden, etwa mit den »drahtlosen Griffen« WHA-2 oder WHA-3 über ein übliches LCS-Kabel.

Damit die Belichtungsprofile auch umgesetzt werden können, muss die Kamera beziehungsweise das Objektiv mit einem Motor ausgestattet sein; hier kommen der »CLM-1« oder der »CLM-2« in Frage. Bei Verwendung von LDS-Objektiven erkennt das System die Kenngrößen selbst, für andere Objektive ist eine »Iris-Tabelle « zu programmieren, die sich im internen Speicher festhalten lässt.

Der große Vorteil dieser softwarebasierten Lösung ist, dass sie stets auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben kann. Updates und neue Softwaremodule lassen sich einfach per USB-Stick aufspielen. Ein Simulationsprogramm, das kostenlos bei Arri heruntergeladen [1] werden kann, erlaubt es, die Benutzerführung vorab auszuprobieren. (mc)

Marcel Consée
ist leitender Redakteur der DESIGN&ELEKTRONIK

Ka-Ro electronics
Telefon 0 24 08/14 02 0
www.karo-electronics.de

Weiterführendes

[1] Simulations-Demo www.arri.de/prod/cam/wrc-2/img/wrc2Demo.zip

Siehe auch:

Sprachausgabe mit dem IPC


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