Boom für High-Tech-PCBs aus Europa

»Der höchste Auftragsstand aller Zeiten!«

19. Mai 2017, 17:00 Uhr | Karin Zühlke
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Kunden kommen vorwiegend aus Deutschland

Das heißt, Ihre Kunden kommen vorwiegend aus Deutschland bzw. aus dem deutschsprachigen Raum?

Ja, das ist korrekt.

Einige Leiterplattenhersteller, die schwerpunktmäßig auf Mitteleuropa setzen, haben asiatische Partner für Spitzen und große Serien – ist so etwas für Häusermann in Zukunft denkbar, oder praktizieren Sie das bereits?

Wir haben sowohl europäische als auch asiatische Partner, auf die wir bei Bedarf und auf Kundenwunsch zurückgreifen können.

Mit 27 Millionen Euro Umsatz sind Sie ein solider Mittelständler. Große Investitionssprünge dürften aber doch etwas schwierig sein – oder? Wie gelingt es Häusermann trotzdem, technologisch stets am Ball zu sein?

Möglich wird dies vor allem durch die intensive Abstimmung mit unseren Kunden über deren technologische Bedarfe. So erkennen wir recht rasch, was unsere Kunden tatsächlich brauchen und was derzeit erst eine „nice to have“-Technologie ist. Außerdem sehen wir uns nicht als Technologieführer, sondern als „first follower“. So minimiert sich das Risiko für Fehlinvestitionen deutlich. Ein weiterer Eckpfeiler ist aber auch die kontinuierliche Investition in Technologie und Anlagen.

Bekannt ist Häusermann durch die patentierte HSMtec-Technologie – wie hoch ist in etwa der Anteil der HSMtec-Leiterplatten am Gesamtgeschäft, und inwieweit hat diese Technologie einen Boost für Ihre Geschäftsentwicklung gegeben?

Die HSMtec-Technologie hat sich mittlerweile zu einem soliden Umsatzsegment im knapp zweistelligen Prozentbereich ausgewachsen. Die intensive Beschäftigung mit dem Thema Hochstrom- und Wärmemanagement brachte aber auch einen massiven Zugewinn an Know-how in diesem Bereich mit sich, der uns wiederum neue Möglichkeiten und Geschäftsfelder eröffnet hat. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Steigerung des Bekanntheitsgrades von Häusermann, den die intensive Aufbereitung des Marktes mit sich gebracht hat.

Miniaturisierung ist einer der wichtigsten Trends in der Elektronik – dementsprechend sind auch neue Leiterplatten-Technologien wie „Embedded Components“ in Leiterplatten gefragt – inwieweit reagieren Sie auf diesen Trend?

Wie bereits gesagt, leben wir die intensive Abstimmung mit unseren Kunden. Einen steigenden Bedarf an „Embedded Components“ im Industriesegment bemerken wir derzeit nicht.

Häusermann
Bekannt wurde Häusermann in den letzten Jahren vor allem durch die HSMtec-Technologie
© Häusermann

Welche Leiterplatten-Trends sind aktuell stark nachgefragt auf Kundenseite?

Wir erkennen eine steigende Nachfrage nach 3D-Lösungen aufgrund des Trends zur Miniaturisierung. Natürlich ist auch das Interesse an Hochstrom- und Wärmemanagement-Lösungen nach wie vor steigend. Die Anforderungen, die wir kundenseitig über diverse Branchen hinweg beobachten, sind, hohe Leistungsdichten auf begrenzter Fläche zu managen und die Kosten so gering wie möglich halten. Auch die Kombination von 3D mit Hochstrom- oder Wärmemanagement-Funktionen wird stark nachgefragt.

Immer mehr PCB-Hersteller bieten ihre Ware auch in Online-Shops an – wie stehen Sie diesem Trend gegenüber?

Aus unserer Sicht ist der Vertrieb von Leiterplatten über einen Online-Shop nur für Standardware möglich, die kein Beratungs-Know-how erfordert. Daher bieten wir diese Option nicht an.

Lieferengpässe bei Kupferfolien – und in Folge davon von Laminaten – haben laut dem ZVEI-Fachverband „PCB and Electronic Systems“ besonders Unternehmen der Automobilindustrie dazu bewogen, Aufträge, die an asiatische Unternehmen vergeben waren, kurzfristig an hiesige Unternehmen zurückzuholen. Können Sie das bestätigen?

Ja!

Zum Schluss ein kurzer Abriss zum ersten Quartal: Wie hat das Jahr 2017 für Sie insgesamt begonnen?

Das Jahr 2017 ist für uns mit dem besten Quartal im Laufe unserer 110-jährigen Geschichte angelaufen. Mit Ende des ersten Quartals liegen wir rund 16 Prozent über dem Vorjahr. Umsatz und Auftragsstand sind aktuell weiter sehr gut. Wir verbuchen momentan den höchsten Auftragsstand aller Zeiten!

Worauf führen Sie das zurück?

Die Konjunktur läuft bei unseren Kunden sehr gut. Hinzu kommt, dass die Versorgungssituation mit Kupferfolie und Basismaterial derzeit unklar ist, und daher disponieren die Kunden besonders vorausschauend. Wir spüren die Verknappung zwar auch, aber unsere Versorgung ist gesichert. Und schlussendlich lässt sich auch ein Trend der Verlagerung von Kundenprojekten erkennen, die aus Asien wieder zurückkommen.


  1. »Der höchste Auftragsstand aller Zeiten!«
  2. Kunden kommen vorwiegend aus Deutschland

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!