Im Non-Automotive-Bereich hat Leoni in der Vergangenheit immer wieder Firmen gekauft. Sind weitere Akquisitionen heute überhaupt ein Thema?
In den letzten Jahren haben wir rund 25 Firmen erfolgreich akquiriert. Die Schwierigkeiten im Jahr 2009 haben uns zu einer Pause gezwungen, weil wir natürlich das Geld zusammenhalten mussten. In der zweiten Jahreshälfte 2010 werden wir das Thema Akquisitionen allerdings wieder offensiver handhaben. Das heißt, wir werden uns vor allem kleine und mittelständische Firmen genau anschauen, die sich auf spezielle Marktsegmente in technologischer oder regionaler Hinsicht fokussieren. 2011 und 2012 wird sich die Branche weiter konsolidieren. Diese Konsolidierung wollen wir aktiv mit gestalten.
Wären Steckverbinder nicht eine ideale Ergänzung?
Das haben wir schon oft diskutiert. Aus meiner Sicht ist das jedoch ein zweischneidiges Schwert: Der Steckverbindermarkt ist ausgesprochen groß und von den Produkten her äußerst vielseitig. Durch eine Übernahme kann man sich also bei weitem nicht die komplette Steckverbinder-Expertise aneignen. Und das kann auch nicht unser Ziel sein. Eine Übernahme ist nur denkbar, wenn sich das Steckverbinderunternehmen in einem ganz speziellen Nischenmarkt bewegt. Unabhängig von den Steckverbindern überprüfen wir laufend, ob wir unsere Produkt-Wertschöpfung nach links oder rechts hin mit neuen Bauelementen ergänzen können. Dabei steht immer die Überlegung im Vordergrund, uns noch stärker als Systemanbieter zu etablieren.
Welchen Stellenwert hat dabei das One-Stop-Shopping?
Für unsere Kunden ist das heute schon sehr wichtig, wird in Zukunft aber noch viel wichtiger werden. Wir sprechen heute mit Unternehmen, die das Ziel verfolgen, die gesamte Lieferantenbasis zu halbieren! Daher sehen wir uns natürlich in einer guten Position.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends in der Branche?
Es gibt globale Megatrends, die auch unsere Industrie beeinflussen werden: Das sind die Weiterentwicklung der Energietechnik, die zunehmende Globalisierung, die Urbanisierung und das Altern der Gesellschaft.
Gerade im Bereich der erneuerbaren Energien ist derzeit viel Aktivität am Markt zu spüren. Wie wichtig ist dieser Bereich für Leoni?
Für uns ist das Thema »Green Technology« ein wichtiger Trend, den wir aufgrund unserer breiten Aufstellung sehr gut bedienen können, und das nicht nur im Bereich der Elektromobilität. Dabei greifen verschiedene Räder ineinander: Erstens verfügen wir im Haus über sehr fortschrittliche und auch umweltfreundliche Fertigungsprozesse. Hier gehören wir seit vielen Jahren zu den führenden Unternehmen. So war unser Drahtwerk in Kötzting das erste in Europa, das nach der Umweltnorm zertifiziert wurde. Zweitens hat Leoni die entsprechenden Produkte und Technologien im Haus, die dieser Markt fordert, von wiederverwendbaren Isoliermaterialien über cadmiumfreie Leitungen bis hin zu halogenfreien Kabeln. Gerade im Materialbereich treiben wir die Entwicklungsaktivitäten stark voran. Und drittens sind wir in der Lage, unseren Kunden bei der Entwicklung neuer umweltfreundlicher Anwendungen zu unterstützen – wie wir es im Bordnetzbereich seit Jahren praktizieren. Wir sind so aufgestellt, dass wir beispielsweise auch mit den großen Energieversorgern effektiv zusammenarbeiten können.