Energieeffiziente Produktionsstätten

Die Software als Schlüssel zur Energieeffizienz

10. April 2012, 8:52 Uhr | Andreas Knoll
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Energiedaten-Management-Software kooperiert mit Smart Meters

Entwicklung des prozentualen Anteils der Unternehmen, die in energieschonende Produktion investiert haben oder investieren wollen, von April bis Oktober 2011
Entwicklung des prozentualen Anteils der Unternehmen, die in energieschonende Produktion investiert haben oder investieren wollen, von April bis Oktober 2011
© Felten Group

Inwieweit kann die Energie-Management-Software, gegebenenfalls in Verbindung mit MES-Software, HMI/SCADA-Software und Soft-SPS-Laufzeit-Software, Smart Metering mit Produktionssteuerung verknüpfen, d.h. anhand der Ergebnisse von Smart Metering automatisch den Energieverbrauch optimieren?

Diese Möglichkeit ist über »PILOT green« gegeben. Mittels Smart Metering können Profile für Anlagenbereiche, für einzelne Anlagen oder auch für bestimmte Kostenstellen erstellt werden, die sich dann in die Planung der Produktionsprozesse einbeziehen lassen. Bei sehr umfangreichen Profilen ist daher auch eine detailliertere Auswertung möglich, und Verbesserungsmaßnahmen können gezielter definiert werden.

Welche Voraussetzungen müssen die Automatisierungs-Bussysteme mitbringen, damit die Software ihre Energie-Management-Funktionen erfüllen kann? Sind spezielle Energie-Management-Profile wie »PROFIenergy« der Profibus-Nutzerorganisation oder »Sercos Energy« von Sercos International dafür unbedingt nötig?

Solche besonderen Schnittstellen oder Bussysteme sind zwar auf dem Vormarsch. Um jedoch ein Energiedaten-Management mit »PILOT« betreiben zu können, sind sie nicht notwendig. Hierfür reicht die normale LAN-Verbindung völlig aus. Und ob sich solche Bussysteme durchsetzen, wird die Zukunft zeigen. »PILOT« ist unabhängig von Bussystemen einsetzbar.

Geht es beim Energie-Management per Software eher darum, generell möglichst wenig Energie zu verbrauchen, oder darum, die Konditionen der Tarifsysteme der Energieversorger zu erfüllen (was nicht unbedingt dasselbe sein muss)?
Beim Energie-Management nach unserem Verständnis geht es primär gar nicht darum, ausschließlich eine Minderung des Energieverbrauchs zu initiieren oder gar Einfluss auf Tarifsysteme zu nehmen. Denn dieses Thema muss deutlich komplexer betrachtet werden. So stehen beispielsweise der Energieverbrauch und die Produktionseffizienz in einem engen Verhältnis. Es hat wenig Sinn, sich nur auf eine möglichst starke Reduzierung der Energiekosten zu fokussieren, wenn man dadurch negative Effekte auf die Produktivität erzeugt. Hier ist eine sinnvolle Balance zu schaffen.

Hinzu kommt, dass nicht nur die Produktions- und Gebäudesysteme Energieverbraucher sind, sondern auch die Produktionsprozesse. Sind sie nicht effizient gestaltet, entstehen prozessuale Umwege oder Doppelarbeit, was sich negativ auf die Energiebilanz auswirkt.

Inwieweit fördern die erwarteten Preissteigerungen durch die Energiewende hin zu erneuerbaren Energiequellen den Einsatz von Energie-Management-Tools bzw. generell Bemühungen um eine energieeffiziente Produktion?

Eine kürzlich durchgeführte Vergleichsstudie in unserem Auftrag hat ergeben, dass zwischen Frühjahr und Herbst letzten Jahres das Interesse der Fertigungsunternehmen an einer energieschonenden Produktion sprunghaft gestiegen ist - innerhalb nur eines halben Jahres. Dies resultierte vermutlich einerseits aus der politischen und gesellschaftlichen Diskussion zur Energiewende, andererseits sicherlich auch - und vermutlich sogar in einem höheren Maß - durch die kontinuierlich steigenden Energiepreise. Denn eines ist inzwischen jedem klar: Ein Zurück bei den Energiekosten wird es in keinem Fall geben. Also muss man schauen, wie man sich aus den Fesseln der Kostenentwicklung befreit, indem man systematisch und nachhaltig die Verbräuche reduziert.

Wie hat sich der Umsatz mit »PILOT green« bzw. die Nachfrage nach dem Tool seit dessen Einführung entwickelt? Wie ist die derzeitige Auftragslage?

In etwa zwei Drittel aller Vertriebsgespräche hat inzwischen das Thema Energie-Management eine zentrale Bedeutung. Dies ist zwar noch nicht gleichbedeutend mit einer konkreten Entscheidung, auch tatsächlich in solche Lösungen zu investieren. Aber inzwischen scheint es »klick« gemacht zu haben, denn seit Ende letzten Jahres erleben wir eine sehr dynamische Auftragsentwicklung. Dementsprechend sind unsere Auftragsbücher für 2012 bezogen auf unsere internen Ressourcen bereits weitgehend voll. Allerdings stehen uns über Implementierungspartner Ressourcen zur Verfügung, so dass es auch bei einer Fortentwicklung der Auftragslage keine Projektverzögerungen geben wird.

Welche Regelungen und Anforderungen enthalten die Normen DIN EN 16001 und ISO 50001? Gibt es Regelungen auf nationaler oder internationaler Ebene, wonach die Normen zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Produktion umgesetzt sein müssen?

Beide Normen dienen dem Aufbau eines Management-Systems und den zugehörigen Prozessen, um die Energieeffizienz zu verbessern. Sie beschreiben die Anforderungen auch in gesetzlicher Hinsicht. Die EN 16001 als europäische Norm ist bereits seit dem Sommer 2008 in Kraft, die ISO 50001 wurde Ende letzten Jahres fertiggestellt. Beide sind zertifizierungsfähig, denn ab 2013 benötigen Unternehmen ein voll funktionsfähiges und zertifiziertes Energie-Management, damit sie in den Genuss von Energie- und Stromsteuer-Ermäßigungen kommen können.


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