Passiv-Anzeige, Memory-Display oder E-Paper?

Welche Displays eignen sich für Energiemessgeräte?

11. Oktober 2010, 9:37 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

E-Paper sind bei vollem Sonnenlicht sehr gut ablesbar

Rudolf Sosnowsky, Hy-Line
Rudolf Sosnowsky, Hy-Line:»Das Erscheinungsbild dunkler Zeichen auf einem sehr hellen grauen Hintergrund ist besser als das reflektiv arbeitender LCDs und schlägt transflektive - mit Hintergrundbeleuchtung arbeitende - Displays um Längen«
© Hy-Line

Rudolf Sosnowsky, Leiter Marketing, bei Hy-Line Computer Components, plädiert hingegen für E-Paper, die aufgrund ihrer Bistabillität nur dann Strom verbrauchen, wenn sich die Display-Anzeige ändert. E-Papers arbeiten reflektiv, setzen also nur das einfallende Tages- oder Kunstlicht um. Auch in Innenräumen sei dies kein Nachteil, weil dort wenigstens eine Notbeleuchtung brenne, sobald sich dort Menschen aufhalten, und nur dann müsse das Display schließlich ablesbar sein, so Sosnowsky. Voll ausspielen können E-Paper, wie z.B. die über Hy-Line verfügbaren Anzeigen von E-Ink, ihre Stärke bei vollem Sonnenlicht: Je heller, umso brillanter wird die Darstellung. »Das Erscheinungsbild dunkler Zeichen auf einem sehr hellen grauen Hintergrund ist besser als das reflektiv arbeitender LCDs und schlägt transflektive – mit Hintergrundbeleuchtung arbeitende – Displays um Längen«, meint Sosnowsky.

Die Problematik transmissiver TFTs, die bei großer Lichteinwirkung nicht mehr ablesbar sind, tritt bei E-Papers nicht auf. Damit eigenen sich E-Paper vor allem für Zähler, die außer Haus montiert werden. Displays im Smart Meter oder in ähnlichen Messgeräten sind immer eingeschaltet, was sich nachteilig auf den Energieverbrauch auswirkt. »Die Stromaufnahme reflektiver LCDs ist zwar sehr gering, aber auch sie verbrauchen noch Strom. E-Paper hingegen arbeiten bistabil: Nur beim Wechsel des Anzeigeninhaltes wird Leistung umgesetzt. Die statische Anzeige verbraucht gar keine Energie «, bringt Sosnowsky den entscheidenden Vorteil des E-Papers auf den Punkt. Auch bei der Ansteuerung punkten die EPaper vor allem gegenüber TFTs: Während TFTs fast ohne Ausnahme von einem Timing-Controller angesteuert werden müssen, der auf der Elektronik-Seite untergebracht ist, kann man LCDs meist über einen Mikroprozessorbus anschließen. Der Bildspeicher und die Logik sind bereits auf dem Modul integriert. »Kleine E-Paper-Displays ziehen hier gleichauf, ihre Ansteuerung ist von der Systemseite aus gesehen simpel«, schildert Sosnowsky. Wie ein LCD, überzeugt auch das EPaper durch eine geringe Bauhöhe.

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Sven Johannsen, Sharp
Sven Johannsen, Sharp: »Am viel versprechendsten ist die Kombination aus einem farbigem TFT und einem Memory-LCD. Diese lässt sich auch im Vollfarbmodus mit Hinterleuchtung betreiben.«
© Sharp

Inhouse-Display als Ergänzung zum Smart Meter

Laut Sven Johannsen, Projekt Manager Strategic Planning, Sharp Microelectronics Europe, wird ein deutlicher Impuls für den Smart-Meter-Markt von England ausgehen: Dort müssen ab 2011 alle Haushalte mit einem solchen Zähler ausgestattet sein, auch bereits bestehende Gebäude. In England ist in der Regulierung außerdem vorgesehen, dass alle Haushalte über ein Inhouse-Display verfügen. In diesen Inhouse-Anzeigesystemen sieht Sharp für seine Memory Displays großes Potenzial, denn mithilfe der stromsparenden Memory- Technologie könne man diese Systeme komplett energieautark aufbauen, so Johannsen. Erste Projekte für Inhouse-Displays hat Sharp mit dem Memory-Display bereits gewonnen. Die Memory-Displays verfügen über eine schwarz-weiß Anzeige, sind reflektiv und habe im Vergleich zu herkömmlich Displays gleicher Größe nur 0,8 Prozent von deren Strombedarf.

Kleine Solarpanels reichen aus, um das Display mit Strom zu versorgen. Zwar muss ein Energiespeicher integriert sein, aber ein Netzteil ist nicht erforderlich. »Das Display lässt sich also ganz bequem im Haus umhertragen und sorgt so für größtmöglichen Bedienerkomfort«, erklärt Johannsen.

So ließe sich theoretisch die gesamte Infrastruktur des Hauses auf einem Gerät abbilden, und damit die Gebäudesteuerung mit der Ablesbarkeit von Gebäudeverbrauchsdaten kombinieren. Die Gebäudesteuerung ist nicht nur so zu verstehen, dass man Licht, Rollos etc. steuern kann, sondern auch die elektrischen Geräte im Haus wie Waschmaschinen und Kühlschränke. Solche Projekte gibt es bereits als »Eco House« in Japan, aber auch Stromkonzerne in Europa haben ähnliche Projekt am Laufen. Das Inhouse-Display könnte dabei als Diagnosegerät und Ablesemöglichkeit für den Nutzer im Haus dienen, um beispielsweise den aktuellen Tarif zu erfahren.

Aber damit nicht genug: Geht es nach den Plänen von Sharp, kann ein solches Display künftig noch viel mehr leisten: Denkbar wäre eine Kombination mit einem e-Book-Reader bis hin zum Tablet- PC. Weil die schwarzweiß-Darstellung eines solchen Multi-Funktionsgerätes wohl nur für wenig Anklang beim Verbraucher sorgen würde, evaluiert der japanische Hersteller verschiedene Ansätze, die zusätzlich farbige Darstellung ermöglichen: »Am vielversprechendsten ist die Kombination aus farbigem TFT und Memory- LCD. Diese lässt sich auch im Vollfarbmodus mit Hinterleuchtung betreiben. Dabei würden drei Modi zur Verfügung stehen: S/W rein reflektiv, S/W reflektiv, unterstützt von einer schwachen Hinterleuchtung, und in Farbe. Damit bietet das Gerät die gewünschte Flexibilität: Es kann einerseits als Status- und Verbrauchsanzeige immer in Betrieb sein, andererseits bietet es ein Farb-Display für die Komfort-Bedienung. Der Energieversorger stellt normalerweise die Inhouse Displays zur Verfügung, wohl aber nur als einfache LCD-Variante. »Wir gehen davon aus, dass die Kunden dann für einen Aufpreis ein farbiges Display-System mit Zusatzfunktionen kaufen können«, meint Johannsen. Gleichzeitig geht der Manager auch davon aus, dass in Zukunft auch die Anbieter von Gebäudesteuerungen solche Geräte mit anbieten werden.


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