Schott Solar investiert in den Fertigungsausbau und verdoppelt seine Produktionskapazität auf 830 MW

Steigerung des Exportanteils und Senkung der Produktionskosten im Fokus

1. Juni 2011, 11:15 Uhr | Engelbert Hopf
Dr. Martin Heming, Schott Solar: »Die Produktion in unserem Joint Venture mit Hareon Solar Technology zeichnet sich durch einen durchweg höheren Grad an Automatisierung und Mechanisierung aus, als das in der PV-Fertigung in China sonst üblich ist.«
© Schott Solar

Internationalisierung lautet die Strategie von Schott Solar. Der Ausbau des weltweiten Produktionsverbundes soll die Produktionskosten senken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit steigern. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Joint Venture mit Hareon Solar Technology in China zu.

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Nach dem durch Vorzieheffekte begünstigen Boomjahr 2010 geht das Schott-Solar-Führungsteam um CEO Dr. Martin Heming für 2011 von einer merklichen Abkühlung der Nachfrage aus. Ob sich diese Einschätzung bestätigen wird, dürfte sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Das Frühjahrsgeschäft hat erst begonnen, der Markt in Deutschland lief in den vergangenen Monaten erst langsam an. Zu beobachten sei allerdings ein Trend zu hochwertigen Systemkomponenten mit Markenmodulen. Vor diesem Hintergrund sieht sich Schott Solar gut aufgestellt.

Um die Abhängigkeit von der Entwicklung des deutschen Marktes zu reduzieren, werden die Exportanstrengungen kontinuierlich vorangetrieben. Zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit liegt der Fokus auf einer kostengünstigeren Produktion. Teil dieser Strategie ist das mit Hareon Solar Technology abgeschlossene Joint Venture. Der Start für die Modulfertigung in der Nähe von Shanghai wurde noch für das Frühjahr dieses Jahres angesetzt.

Das Joint Venture trägt gleichzeitig dazu bei, die Produktionskapazität noch in diesem Jahr auf 830 MW zu verdoppeln. Der Ausbau der Produktionskapazität erfordert auch eine Verdoppelung der Waferkapazität am Standort Jena. Von den 200 Mio. Euro, die der Schott-Konzern im Geschäftsjahr 2010/11 für Investitionen in Sachanlagen vorgesehen hat, fließt die Hälfte in deutsche Standorte. Photovoltaik bildet dabei neben Pharmaverpackungen und Spezialgläsern den Investitionsschwerpunkt.

»Asien wird sich zu einer der größten Wachstumsregionen für Photovoltaik entwickeln«, so Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer, Vorstandsvorsitzender von Schott, »wir wollen diese generell gute Marktsituation jetzt für einen strategischen Ausbau unserer Fertigung in dieser Region und die weitere Internationalisierung unseres Solargeschäfts nutzen«. »Schott produziert seit vielen Jahren in Ostasien. Auf diese Weise ist es uns gelungen, langfristig die Arbeitsplätze und Standorte in Deutschland abzusichern und auf den internationalen Märkten konkurrenzfähig zu sein«, fügt der Schott-Chef hinzu.

Aus diesem Grund hat Schott Solar in China das Joint Venture mit Hareon Solar Technology gegründet. In dem paritätisch besetzten Unternehmen nimmt Schott Solar alle entscheidenden Managementpositionen ein, die für Qualität und Zuverlässigkeit wichtig sind. Ein spezielles Zentrum für Qualitätssicherung in China unterstreicht den Anspruch, gleichbleibend hohe Qualität zu garantieren, unabhängig vom Produktionsstandort.

»In der geplanten Produktion werden ausschließlich Solarmodule für Schott Solar hergestellt. Dabei bestimmen wir sowohl den Einkauf der Rohmaterialien und Komponenten als auch den gesamten Produktionsprozess und die Endkontrolle nach unseren Qualitätsrichtlinien. Unsere Mitarbeiter vor Ort garantieren unseren Qualitätsprozess direkt in der Produktionslinie«, versichert Dr. Heming. »Unser Joint-Venture-Partner Hareon Solar ist ein etablierter Hersteller mit langjähriger Erfahrung in der Produktion von PV-Komponenten entlang der gesamten Wertschöpfungskette«, erläutert er, »die Produktion zeichnet sich durch einen durchweg höheren Grad an Automatisierung und Mechanisierung aus, als in der PV-Fertigung in China sonst üblich«.

In der ersten Ausbaustufe wird das Joint Venture mit Sitz in Taicang, nordöstlich von Shanghai, etwa 300 MW an Schott-Solar-Modulen produzieren. Der weitere Ausbau ist geplant. Rund 530 MW fertigt Schott Solar nach wie vor an den bestehenden Produktionsstandorten in den USA (Albuquerque, New Mexico) und in der Tschechischen Republik (Valasske Mezirici). An diesen Standorten hatte Schott Solar seine Produktionskapazitäten bereits in den vergangenen beiden Jahren mehr als verdoppelt.

Zu den jüngsten Neuentwicklungen, die das Unternehmen auf den Markt gebracht hat und die zu den Highlights auf dem Intersolar-Messestand von Schott Solar zählen werden, gehört das optimierte Schott-ASI-Doppelglasmodul. Bei der Weiterentwicklung des Glas-Folienmoduls wurde auf die in Jena und Alzenau entwickelte Doppelglastechnologie zurückgegriffen. Sein Doppelglasaufbau macht das Modul noch beständiger gegen Umwelteinflüsse. Damit eignet sich das Schott-ASI-Doppelglasmodul für den Einsatz im landwirtschaftlichen Umfeld, wo aggressive Luftschadstoffe wie beispielsweise Ammoniakdämpfe ein großes Problem darstellen. Ihr verfeinertes Verschaltungskonzept ermöglicht den neuen Modulen zudem höhere Leistungsklassen bis zu 107 W.

Auf der Intersolar 2011 wird das Unternehmen zudem eine Konzeptstudie im Segment der Leichtgewichtmodule vorstellen. Gegenüber gängigen Glasfolienmodulen reduziert diese Neuerung das Modulgewicht um bis zu 60 Prozent. Ermöglicht wird dies durch ein neuartiges Rückseitenmaterial, welches die Module stark versteift, wodurch das Frontglas dünner sein kann.

Auf die Verwendung für große Anlagen auf Industriedächern ist eine spezielle Erweiterung der InDaX-Baureihe des Unternehmens ausgerichtet, die auf der Zusammenarbeit von BASF und Schott Solar beruht. Die dabei entstandene dachintegrierte Lösung besteht aus zwei Teilen: Den üblichen Modulrahmen ersetzt eine Kunststoffwanne, die aus einem von BASF speziell für PV-Anwendungen entwickelten Kunststoff gefertigt ist, in diese Wanne fügt Schott Solar dann ein eigens dafür entwickeltes, rahmenloses Doppelglasmodul ein. Für den sicheren Halt sorgt ein neues Befestigungssystem, das eine werkzeuglose Modulmontage auf dem Dach ermöglicht.

Bereits in naher Zukunft wird auch die Kooperation zwischen Schott Solar und Solland Solar Früchte tragen. Im vergangenen Jahr starteten die Partner gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für Rückkontakt-Solarmodule. Die MWT-Module (Metal-Wrap-Through) erreichen mit 60 multikristallinen Zellen Leistungen von 250 Wp. Damit sind die Module gut eine Klasse besser als der heutige Standard. Mit der Pilotproduktion dieser richtungsweisenden Technologie will Schott Solar noch im Sommer 2011 beginnen.

Einen Rekord für den Wirkungsgrad von multikristallinen Silizium-Hochleistungszellen konnten die Entwickler Ende 2010 erzielen. Dabei erreichten im industriellen Umfeld gefertigte Solarzellen einen Spitzenwirkungsgrad von über 18 Prozent. Kombiniert mit einer optimierten Modultechnologie, wurde ein vom ESTI (European Solar Test Installation) unabhängig bestätigter Rekordwirkungsgrad von 17,6 Prozent auf der Aperturfläche erreicht.

»Nach wie vor werden in der Photovoltaikindustrie zwei grundsätzliche Ansätze verfolgt, um weitere Kostensenkungen durchzusetzen: zum einen die Optimierung der Produktionsprozesse und zum anderen die Steigerung des Wirkungsgrades. Bei den Produktionsprozessen sind wir seit jeher führend. Mit diesem innovativen Konzept zur industrienahen Fertigung von Hochleistungszellen und Modulen sind wir auch beim Wirkungsgrad mit an der Spitze«, freut sich Schott Solar-Chef.


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