Der Wettstreit darum, wer die schönste und schillerndste Seifenblase produziert, ist regelmäßig im spekulativen Gewerbe zu beobachten: Seien es Zukunftsvisionen oder Marktprognosen. Schillernde Blasen ziehen Faszination und gegebenenfalls auch Investitionen auf sich. Am besten fährt dabei der, der nicht bis zur maximalen Ausdehnung der Blase wartet, sondern vor dem desillusionierenden Platzen aussteigt.
Eine der schillerndsten Blasen war in den letzten Jahren sicherlich das per Elektromotor angetriebene Fahrzeug. In Teilen ist diese Vision auch schon Realität. Nur handelt es sich dabei nach wie vor um Nischenlösungen. Davon, den Verbrennungsmotor zu ersetzen, sind diese Bemühungen noch weit entfernt. Da Politiker gerne mit handfesten Zahlen hantieren, wurden Ziele vorgegeben, die den Umschwung befeuern sollen: 1 Mio. Fahrzeuge bis 2020. Eine wohl mehr als schillernde Blase. Den Elektroantrieb als kurzfristige Option zu propagieren, hält inzwischen auch der Greenpeace-Verkehrsexperte Wolfgang Lohbeck für unseriös.
Geht es um die öffentlich propagierten Ziele des Umweltschutzes und der CO2-Reduzierung, dann weist beim heutigen Energiemix – wie Bosch-Chef Franz Fehrenbach gerne erläutert – jedes 3-Liter-Auto mit Verbrennungsmotor eine bessere CO2-Bilanz auf als ein Elektrofahrzeug. Unter realistischen Bedingungen – das gibt auch Lohbeck zu – emittiert ein Elektrofahrzeug heute 1,5 bis zweimal so viel CO2 wie ein konventioneller Kleinwagen.
Eine echte technische Überlegenheit des Elektroantriebs gegenüber dem Verbrennungsmotor wird erst durch die Ausschöpfung des Entwicklungspotenzials der Batterien erreicht, verbunden mit Renewables-Anteilen um 50 Prozent und einem CO2-Ausstoß im Mix unter 300 g CO2/kWh. Nach Einschätzung von Lohbeck wird das nicht vor 2030 der Fall sein.
Bis dahin werden jetzt erst mal etliche Milliarden an Forschungsgeldern fließen. Schließlich soll Deutschland – der Ort, an dem vor 125 Jahren das Automobil erfunden wurde – weiterhin eine dominierende Rolle im Automobilbau spielen. Wie die Pilze sind dazu Förderprojekte in den letzten Jahren aus dem Boden geschossen.
Die Erfindung des Automobils hat unsere Welt in vielerlei Hinsicht verändert. Am diesem Beispiel lässt sich aber auch ablesen, dass es einen deutlich längeren Atem benötigt, als die Zahlenkombination 2020 suggeriert. Auf lange Sicht steht die Ablösung des Verbrennungsmotors wohl außer Zweifel. Wie dieser Wandel vorangetrieben wird, ist die entscheidende Frage. Den Umschwung durch staatliche Kaufanreize zu fördern, halten sogar Automobil-Konzernlenker wie Daimler-Chef Dieter Zetsche für notwendig. Für Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer ist das angesichts knapper Kassen leider nicht zu machen. Also fließen vorerst weiter Milliarden in die Forschung.
Vielleicht sollten sich einige Verantwortliche daran erinnern, dass vor gut 10 Jahren schon mal eine Milliarden schwere Technologieblase platzte: Damals ging es um Brennstoffzellen. Das schillernde Ziel war auch damals Elektromobilität. Bleibt zu hoffen, dass den Milliardeninvestitionen ein Lernerfolg beschieden war.
Ihr Engelbert Hopf