Ab einem Ölpreis von 80 US-Dollar ist die Photovoltaik in den meisten Ländern in Nahost und Nordafrika (MENA-Region) wettbewerbsfähig mit der fossilen Stromproduktion. Die Zeichen stehen für die Solarwirtschaft in der Region deshalb eindeutig auf Wachstum.
Das ist das Ergebnis der Studie »Sunrise In the Desert« des Solar-Branchenverbandes der Vereinigten Arabischen Emirate (Emirates Solar Industry Association, ESIA) und der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers (PwC).
Die internationalen Rohölpreise liegen seit Längerem über der 100 US-Dollar-Marke, was schon heute zu einer deutlichen Überlegenheit der PV in vielen Bereichen führt. Netzunabhängige Solarstromanlagen, beispielsweise in entlegenen Gebieten, sind im Vergleich zu netzgebundenen Anlagen nochmals effizienter und preiswerter.
Die Investition in Sonnenenergie lohnt sich vor allem für Länder, die von Öl- und Gasimporten abhängig sind, wie Jordanien und Marokko, oder für Staaten, die große Mengen der eigenen Ölproduktion zur Stromerzeugung nutzen, wie Saudi-Arabien oder Kuwait. Zahlreiche Großprojekte, wie das in der Planung befindliche 1-GW-Kraftwerk Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solar Park in Dubai, machen die Aufbruchstimmung sichtbar.
2000 kWh pro Quadratmeter und Jahr
Angesichts des steigenden Strombedarfs, der durch das dynamische Wirtschaftswachstum und die energieintensive Industrie angetrieben wird, könnte die MENA-Region bis 2025 zu den führenden Solarmärkten wie Deutschland, Italien und den USA aufschließen. Die Potenziale sind enorm: Mit einer Sonneneinstrahlung von weit mehr als 2000 kWh pro Quadratmeter und Jahr ist die Ausbeute an Sonnenenergie fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Hinzu kommt, dass vor allem Photovoltaik-Kraftwerke deutlich schneller geplant und errichtet werden können, als viele andere Kraftwerkstypen. Auch damit kommt die Solarenergie dem schnellen Wirtschaftswachstum entgegen.
Die Politik hat inzwischen die Möglichkeiten erkannt, die die solare Energieerzeugung für die Region und für die Zukunft der Energieversorgung eröffnet: Dubai und Saudi-Arabien werden voraussichtlich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten umfassende Solar-Richtlinien einführen, berichtet Vahid Fotuhi, Mitbegründer und Präsident von ESIA. Abu Dhabi, Jordanien, Kuwait und weitere MENA-Länder sollen in den nächsten ein bis zwei Jahren folgen. Marokko ist schon weiter und hat vor über einem Jahr die Solarenergie-Agentur MASEN (Moroccan Agency for Solar Energy) gegründet. Laut Fotuhi ist die Aufbruchstimmung kaum verwunderlich: »Die Solarenergie bedeutet Wirtschaftswachstum in der Region. Studien ergaben, dass das Bruttoinlandsprodukt pro 100 MW installierter Solar-Leistung um 600 Mio. US-Dollar wächst.«
Die MENA-Region im Fokus der Intersolar Europe Conference
Alles über die neuesten Technologien der Solartechnik, ihre Anwendungsmöglichkeiten und die internationalen Wachstumsmärkte erfahren die Besucher vom 13. bis zum 15. Juni 2012 auf der weltweit größten Fachmesse der Solarwirtschaft, der Intersolar Europe. Die Intersolar Europe Conference vom 11. bis zum 14. Juni 2012 widmet sich gezielt auch der Solarwirtschaft und den Zukunftsperspektiven im Nahen Osten und in Nordafrika. Am 13. Juni 2012 findet im ICM - Internationales Congress Center München ab 10:00 Uhr die ganztägige Session »Global PV Markets: MENA Region« statt. Internationale Experten aus Jordanien, Marokko, den Vereinigten Arabischen Emiraten und vielen anderen Ländern der Region stellen die nationalen Fördermaßnahmen vor und diskutieren die kurz- und langfristige Entwicklung der Märkte.
Auch das Thema PV-Kraftwerke greift die Konferenz auf. Am 12. Juni 2012 behandelt die Session »PV Power Plants« zukunftsweisende Aspekte des Themas: Von der Auslegung der Systeme über Fragen der Finanzierung von Großanlagen und der Erreichung der optimalen Kosteneffizienz bis hin zum Qualitätsmanagement für die Komponenten und den Systeme.