Kommentar

Home Automation: Überzeugende Produkte sind gefragt

9. November 2011, 11:25 Uhr | Heinz Arnold

Es scheint nun glücklich klar: Die Hausautomatisierung muss also nicht über das Smart-Meter-Gateway laufen, für die das BSI-Zertifikat bindend vorgeschrieben ist. Das Gateway, das sich schlicht mit der Hausautomatisierung befasst, muss nicht BSI-zertifiziert sein.

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Heinz Arnold
Heinz Arnold, Chefredakteur Energie&Technik
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Das ist eine gute Nachricht, denn müsste auch die Home Automation über das zertifizierte Gateway ablaufen, dann könnten die Hausautomatisierer ohne zwangsläufige Geschäftsbeziehungen zu den Messstellenbetreibern gar keinen Business Case entwickeln.

Mit dem zusätzlichen vom Endverbraucher beschafften Home-Automation-Gateway ist alles wieder offen. Auf dieser Basis könnte tatsächlich ein von Zertifizierungsregeln und Zertifizierungskosten unabhängiger Wettbewerb um neue Geschäftsmodelle rund um das Smart Home entstehen. Dem durch die europäische Energiedienstleistungsrichtlinie formulierten politischen Willen, durch intelligente Technik und Dienstleistungen CO2-Einsparungen zu erreichen, könnte so doch noch entsprochen werden.

Die Freiheit von Zertifizierungspflicht und für die Marktkräfte bedeutet aber auch: Eine weitere staatliche Nachhilfe zu Gunsten der Schaffung von Smart-Home-Märkten ist derzeit nicht in Sicht. Sie werden sich nur entwickeln, wenn die Anbieter die Endverbraucher mit überzeugenden Produkten gewinnen.

Anders sieht es für die fernauslesbaren Smart Meter und die Gateways aus, die die BSI-Zertfizierung benötigen. Die Nutzer werden sie zwangsläufig installiert bekommen, soweit sie mehr als 6000 kWh jährlich verbrauchen. Das ergibt sich aus dem 2011 in Kraft getretenen Energiewirtschaftsgesetz, das unter anderem die Umsetzung des 3. Binnenmarkt-Paket der EU in nationales Recht zum Ziel hat. Derzeit lässt das Bundeswirtschaftsministerium eine Studie erarbeiten, die ermitteln soll, ob es gesamtwirtschaftlich sinnvoll ist, die 6000-kWh-Grenze zu senken.

Es wäre erstaunlich, wenn dabei herauskäme: 6000 kWh sind genau der richtige Grenzwert. Die Ermittlung eines niedrigeren Wertes – vielleicht 5000, 4000 oder 3000 kWh – scheint eher wahrscheinlich. Das würde bedeuten, dass schließlich bis zum Jahre 2020 doch zumindest alle größeren Komfort-Haushalte mit Smart Metern und den zugehörigen Gateways ausgestattet würden, freilich dafür aber indirekt oder direkt auch die Kosten dafür tragen müssten. Als Gegenwert steht in diesen Haushalten dann ein Messsystem zur Verfügung, das dem Endkunden die Vorteile bietet, von verschiedenen, leicht zu wechselnden Anbietern mit den verschiedensten Tarifmodellen Energie kaufen zu können und eine vertrauenswürdige Visualisierung der Verbrauchsdaten zu erhalten. Auf Basis einer Technik, für die der Staat die Genauigkeit der Messwerte und den Schutz vor Datendiebstahl und Datenmissbrauch sowie Sicherheit vor Verfälschung garantiert. Ob die Kunden schließlich dieses Angebot nutzen werden, so wie es sich Smart-Metering-Industrie und Staat wünschen, werden wir in zehn Jahren wissen.


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