Politische Einigung auf hohe Energiepreise
Wie aber sollen Innovationen gefördert werden? »Wir brauchen eine politische Einigung auf einen langfristigen hohen Energiepreis, damit die Investitionen in die richtige Richtung gehen. Man darf nicht so investieren, dass ein Land von niedrigen Energiepreisen abhängig wird.«
Und was kann man konkret und sofort tun? Das Erste ist seiner Meinung nach nicht immer das Wichtigste.
Aber was durchaus eilig wäre: die Altbausanierung. Das Schöne: Hier bestehe offenbar ein breiter politischer Konsens in Deutschland, nur Detailfragen der Finanzierung müssten noch gelöst werden, große Hürden sieht er darin nicht. Auch über den Aufbau von Smart Grids hält er deutliche Steigerungen der Effizienz möglich, der Faktor 1000 sei drin.
Hohe Effizienz = noch höherer Verbrauch?
Allerdings warnt er auch davor, nur allein auf die Steigerung der Effizienz zu schauen. Denn besserer Effizienz nütze wenig, wenn gerade deshalb der Anreiz zum Mehrverbrauch noch weiter steigt und am Ende mehr Energie verbraucht werde als vorher. Die wirklich wichtigen Ziele seien echter Klimaschutz, ernsthaftes Recycling und eine ökologische Perspektive. Weizsäcker: »Da ist auch ein starker Staat gefragt, der das rentabel macht.«
Gleiche Emissionsrechte pro Kopf weltweit
Insgesamt ist er überzeugt, dass die Politik sich nicht nur in den Nationen oder innerhalb der EU, sondern weltweit auf bestimmte Ziele einigen muss, beispielsweise auf den Handel mit Emissionsrechten, die die industrialisierten Länder kaufen müssten: »Wir brauchen pro Kopf die gleichen Emissionsrechte – unabhängig davon, wo die jeweiligen Personen leben.«
Er weiß sehr wohl, dass dabei die USA nicht mitmachen – selbst wenn der Präsident es wollte, gegen die Mehrheitsverhältnisse im eigenen Land kann er sich nicht durchsetzen. Aber das hält von Weizsäcker auch gar nicht für besonders schlimm.
Sein Rezept: einfach weiter machen. Die europäischen Regierungen einschließlich der Deutschen unterstützten das Konzept, die asiatischen ebenfalls.
Das Ergebnis wären Innovationen hierzulande. »Wir rennen unter diesen Voraussetzungen den USA technologisch davon! Dann wäre es doch immerhin möglich, dass führende Vertreter der amerikanischen Industrie ebenfalls in diese Richtung gehen möchten und der Politik Druck machen.« Er ist also optimistisch genug anzunehmen, dass den USA gar nichts anderes übrig bliebe als zu folgen, wenn Europa und Asien in der richtigen Richtung voran gehen.
Weizsäcker ist überzeugt, dass der nächste Kondratjew-Zyklus im Zeichen von Ressourcenproduktivität und Erneuerbaren Energien stehen werde – und gerade hier die großen Chancen für die Industrie lägen. Sie müsste sie nur erkennen und nutzen. Die Green-Touch-Initiative der Ball Labs hält er da für einen Schritt in die richtige Richtung.