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Drahtloses Laden

17. Januar 2014, 12:49 Uhr | Iris Stroh

Dem drahtlosen Laden sagen einige Marktanalysten eine rosige Zukunft vorher, und das obwohl mehrere verschiedene Standards im Rennen sind. Derzeit machen vorwiegend zwei Standards von sich reden: WPC und A4WP. Beide dahinter stehenden Standardisierungsgremien versuchen derzeit, die diskutierten Minuspunkte auszuräumen.

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Eine drahtlose Stromübertragung wird meist in Zusammenhang mit Consumer-Geräten gesehen, denn damit wäre endlich Schluss mit all den unterschiedlichen Ladekabeln, die mittlerweile jeder zuhause hortet. Deshalb ist die CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas ein guter Ort, um Neuigkeiten rund um die drahtlose Stromübertragung bekannt zu geben. Das denkt sich auch A4WP (Alliance for Wireless Power) und nutzt die CES, um bestehende Bedenken zu entkräften. So haftet A4WP bislang immer noch der Ruf an, nicht richtig etabliert zu sein. Das heißt zum Beispiel, dass die Spezifikationen nicht offenliegen, dass Testmöglichkeiten fehlen, dass es keine zertifizierten Produkte gibt etc.

Diese Bedenken räumt A4WP jetzt aus und führt das weltweite Rezence-Zertifizierungsprogramm auf der CES offiziell ein. Darüber hinaus kann die A4WP bereits einige Firmen aufzählen, die eine Zertifizierung ihrer Produkte erhalten haben. Hierzu gehören gewichtige Namen wie Samsung Electronics, Samsung Electro-Mechanics oder Qualcomm. Daneben gibt die Gruppe bekannt, dass TTA (Telecommunications Technologies Association) mittlerweile nicht nur in seinem AT4 wireless Lab (AT4w) in Südkorea Konformitätstests durchführen kann, sondern auch an seinem Standort in Virginia – für einen Standard, der weltweit gelten soll, ein entscheidender Punkt.

Damit muss man der A4WP zugestehen, innerhalb ganz kurzer Zeit alle Hürden genommen zu haben, um sich als ernst zu nehmenden Standard für das drahtlose Laden zu etablieren. A4WP wurde im Gegensatz zu WPC (Wireless Power Concortium) zwar erst vor zirka eineinhalb Jahren gegründet. Das Gremium hat in dieser kurzen Zeit seine Mitgliederanzahl auf mehr als 70 Unternehmen erhöht, wobei darunter Firmen wie Qualcomm, Broadcom, Intel, Marvell, Maxim Integrated, Microchip, Nordic Semiconductor, NXP Semiconductors, Renesas Electronics und Texas Instruments zu finden sind, aber auch die Deutsche Telekom, diverse Automobilzulieferer (Denso, Delphi) sowie Consumer-Hersteller wie Samsung oder LG Electronics. Den Mitgliedern des A4WP-Gremiums liegen mittlerweile die Spezifikationen vor, und mit »Rezence« im Dezember letzten Jahres ist nun auch ein Markenname gefunden. Außerdem wurden Zertifizierungsmöglichkeiten etabliert.

Nachdem jetzt alle Voraussetzungen geschaffen sind, um dem Standard zum Durchbruch zu verhelfen, stellt sich die Frage: Was passiert eigentlich bei WPC? WPC ist bereits 2008 entstanden und zählt mittlerweile rund 200 Unternehmen zu seinen Mitgliedern. Hier sind zum Teil dieselben Unternehmen vertreten wie bei A4WP – zum Beispiel Delphi, Denso sowie Texas Instruments. Das verdeutlicht, dass bislang noch vollkommen unklar ist, ob sich ein Standard im Markt durchsetzen wird und, wenn ja, welcher.

WPC hat gegenüber dem A4WP einen entscheidenden Vorteil: Es sind bereits Millionen Endgeräte auf dem Markt, die den Qi-Spezifikationen von WPC entsprechen. Technologisch gesehen sah sich A4WP aber in einer besseren Position als WPC. Diesen Punkt wiederum greift WPC auf der CES auf, um sich hier neu zu positionieren. So erklärt das Konsortium, dass die Gruppe an einer Erweiterung der Qi-Spezifikationen arbeitet, ohne allerdings die Rückwärtskompatibilität zu den bereits auf dem Markt befindlichen 40+ Mio. Endgeräten anzutasten. Mit diesen Erweiterungen soll ein Laden mit höherem Wirkungsgrad und niedrigeren HF-Interferenzen als bei typischen resonanten Ansätzen möglich sein. Außerdem soll die Erweiterung die bislang geltenden Vorteile von A4WP zunichte machen, denn in Zukunft soll auch mit Qi ein Laden von mehreren Geräten und über größere Distanzen möglich sein. Das Rennen geht also weiter.


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