Welche konkreten Vorteile bietet die Software-Defined-Radio- Plattform den Automobilherstellern, um sich beispielsweise vom Wettbewerb zu differenzieren?
Die Technologie ermöglicht es, mittels einer durch Software konfigurierbaren, skalierbaren und aufrüstbaren Standard-Hardware die beliebtesten Ausstattungsmerkmale, wie beispielsweise AM/FM-, Empfang, Digitalradio CD- und MP3-Wiedergabe, Navigation sowie Unterstützung für iPod, SD Card und Bluetooth flexibel anzubieten. Den Automobilherstellern bietet sich damit eine Radio-Architektur, die Flexibilität in der Produkt-Entwicklung, substanzielle Kostenersparnis und eine zukunftssichere Möglichkeit zur Integration neuer Übertragungsstandards in sich vereint.
Eröffnet sich damit für den Automobilhersteller nicht die Möglichkeit, die Radio-/Infotainment- Funktion weltweit mit einer Standard-Hardware zu realisieren, die dann softwaretechnisch an einzelne Modellreihen angepasst wird?
Im Prinzip ja. Der Automobilhersteller könnte in Zukunft weltweit ein Standard-Basismodul einsetzen und dann je nach Weltregion, Fahrzeugtyp und Kundenwunsch unterschiedliche Funktionalitäten, Services und Schnittstellen aufspielen. Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit, beim nächsten Inspektions- oder Werkstatttermin neue Funktionalitäten und Schnittstellen aufzuspielen. Damit eröffnen sich natürlich auch ganz neue Geschäftsmodelle, etwa für Service-Provider oder Special- Interest-Dienste.
Die Krise des Jahres 2009 hat auch zu einer gewissen Konsolidierung des Marktes beigetragen. Unternehmen wie Micronas sind aus dem TV-Geschäft ausgestiegen, Sie dagegen haben Mitte letzten Jahres Auvitek übernommen. Welches Ziel verfolgen Sie damit?
Die Akquisition dieses in Shanghai beheimateten Unternehmens zielt in erster Linie auf eine bessere Penetrierung des chinesischen Marktes ab. Auvitek hat sich auf den integrierten Digital-TV-Markt fokussiert. Wir sehen hier Synergien mit Microtune-Produkten und -Technologien. Die Übernahme hat uns zudem die Möglichkeit geboten, unsere Entwicklungskapazitäten weiter auszubauen. Zum Thema der angesprochenen Marktkonsolidierung. Entscheidend dürfte sein, wo das Produkt auf der Linie Tuner – Demodulator – MPEG-Prozessor und Backenend-Products zum Einsatz kommt. Je weiter ich auf dieser Linie Richtung Backend-Products rutsche, desto intensiver der Wettbewerb und desto größer die Schwierigkeiten, sich mit eigenen Lösungen von der Konkurrenz abzuheben.
Wird die Übernahme von Auvitek eine Ausnahme bleiben, oder zählen Akquisitionen in Zukunft zur erklärten Wachstumsstrategie Ihres Unternehmens?
Wir beobachten den Markt intensiv. Sollte sich eine Gelegenheit ergeben, unser Geschäft entweder regional oder hinsichtlich neuer technischer Ansätze weiter zu verstärken, werden wir diese Chance ergreifen. Wir werden Akquisitionen jedoch nicht dazu tätigen, um den Umsatz des Unternehmens nach oben zu korrigieren.
Beschreiben Sie doch bitte abschließend den Unterschied zwischen Mobile TV und Fast Car TV.
Mobile TV, wie es sich etwa als Handy-Feature vor allem in Korea und Japan einen Markt erarbeitet hat, muss unter normalen Umständen nur bei moderaten Geschwindigkeiten seine Performance aufrechterhalten. Fast Car TV dagegen muss auch noch bei Geschwindigkeiten von 200 km/h und mehr für einen ungestörten TV-Genuss auf den Rücksitzen sorgen. Weltweit werden die Leistungsfeatures des Fast-Car-TVs jedoch nur in wenigen Ländern, darunter Deutschland, wirklich voll in Anspruch genommen. Wir sind in der Lage, sowohl die Bedürfnisse des Mobile-TV als auch des Fast-Car-TVs zu erfüllen.