Die erst vor wenigen Wochen von STMicroelectronics und Ericsson etablierte Halbleiter-Kooperation ST-Ericsson bringt mit der Single-Chip-Produkten für Low-Cost-Handys den Platzhirschen in diesem Sektor, Infineon, in Bedrängnis.
Natürlich sind die Märkte in den mit Mobilfunk und Smartphones noch nicht (so gut) ausgestatteten Schwellenländern dieses Globus bevorzugte Ziele für Halbleiterhersteller, die für den Low-Cost-Handy-Sektor arbeiten. Für diese Mobilgeräte sind Single-Chip-Familien gefragt, die auf einem Siliziumplättchen vom Basisband-Prozessor bis zum HF-Verstärker und vielen Peripherie-Interfaces alle nötigen Telefon-Funktionen vereinigen.
Und so hat Infineon erst Ende Januar 2009 mit dem X-Gold110 die dritte Generation seiner Ultra-Low-Cost-Chips (ULC) für sehr preiswerte Mobiltelefone angekündigt. Unterstützt werden Farbdisplays, die MP3-Wiedergabe, FM-Radio und eine USB-Ladefunktion. Auch der Dual-SIM-Betrieb sowie Kamera-Anschluss sind vorgesehen; eine Massenproduktion ist für die zweite Jahreshälfte 2009 geplant.
Wie lukrativ der Markt dieser ULC-Chips ist, zeigen übrigens die Infineon-Verkaufszahlen für die Vorgängerfamilie, die sich X-Gold 101 nennt: über 100 Mio. dieser Bausteine hat das Unternehmen davon verkaufen können.
Starke Konkurrenz
Doch nun ist starke Konkurrenz auf den Plan getreten: ST-Ericsson hat die Single-Chip-Familien 4910 und 4908 angekündigt. Die Serie 4910 ist für den höherwertigen Low-Cost-Bereich konzipiert, und zwar mit EDGE-Speed im Up- und Downlink, mit 3-MPixel-Kamera-Interface, MPEG4-QVGA-Grafik und mit einem 4-bit-SD-Card-Anschluss.
Die Reihe 4908 von ST-Ericsson ist etwas spartanischer konzipiert: Sie ermöglicht EDGE-Speed nur im Downlink, versteht sich nur mit einer 2-MPixel-Kamera, hat eine MPEG4-QCIF-Grafik, ansonsten die gleichen Spezifikationen einschließlich USB in Full-Speed, Bluetooth und mit einem hardware-basierten Anti-Hacking-Sicherheitskonzept.
Mit diesen beiden Chipfamilien hat ST-Ericsson eindeutig das X-Gold-Portfolio von Infineon im Visier. Allerdings sollen diese Bausteine erst im kommenden Jahr in die Massenproduktuion gehen. Das Interessante dennoch: ST-Ericsson will mit der etwas höherwertig ausgestatteten Serie 4910 nicht nur in den Schwellenländern für kostengünstige Handys sorgen, sondern auch breitere Low-Cost-Märkte in Europa und Nordamerika erschließen. Denn auch in diesen Ländern sieht man bei ST-Ericsson Nutzerkreise, die keinen High-End-Multimedia- und Internet-Computer in ihren Mobiltelefonen benötigen.