Das Beispiel Podcast zeigt: Oft ist es nicht „revolutionäre“ Technik, die die Gewohnheiten der Konsumenten verändert, sondern einfach eine gute Idee. Das Institut für Rundfunktechnik als Forschungsinstitut der öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hat in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk erforscht, wie sich die Podcast-Idee mit dem traditionellen Rundfunk kombinieren lässt. Ergebnis ist das Projekt „Mailbox-Radio“, das auf der Internationalen Funkausstellung vom 29. August bis 3. September in Berlin auf dem Stand der ARD vorgestellt wurde. Aus den Ergebnissen derartiger Projekte könnten Mehrwertdienste für den digitalen terrestrischen Rundfunk entstehen.
Kategorisierung von Sendungen durch Zusatzsignal
Voraussetzung für das Szenario des Mailbox-Radios ist ein nichtflüchtiger Speicher im Empfangsgerät, beispielsweise in Form einer einfachen Speicherkarte. Darüber hinaus werden im Radioprogramm einer Rundfunkanstalt unhörbare Markierungen, so genannte Tags (engl. Etikett), zu jedem einzelnen gesendeten Programmbeitrag im digitalen Radio mit übertragen. Das Mailbox-Radio empfängt zunächst die Signale wie ein herkömmliches Radio und kann diese auch in gewohnter Weise wiedergeben. Neu ist jetzt, dass gezielt Beiträge anhand der Markierungen in einem Speicher aufgezeichnet und verwaltet werden können. In der gegenwärtigen Projektphase wird noch jeder Radiobeitrag als MP3-Datei aufgezeichnet, zusammen mit den Informationen zur Sendung, zum Moderator oder zum Wort- oder Musiktitel in der „Mailbox“ des Radios. Wie ein Briefkasten füllt sich so die Speicherkarte des Geräts. Anhand der Zusatzinformationen kann der Nutzer später gezielt Beiträge abhören. Die Markierungen werden zusammen mit den zugehörigen Texten auf Basis des technischen Standards Dynamic Label plus signalisiert. Damit können zahlreiche Informationen zum Beitrag signalisiert werden, beispielsweise Titel, Interpret, Sendungsname sowie eine Kennzeichnung für Beginn und Ende. Alle Informationen dazu werden aus den Redaktionssystemen der Rundfunkanstalt bereitgestellt und – gemeinsam mit dem Tonsignal – in einem Datenkanal übertragen. Der Bayerische Rundfunk testet derzeit diese Entwicklung in seinen digitalen Radioprogrammen „Bayern 2“ und „Bayern 4 Klassik“.