Das Auto als rollende Mobilfunk-Station

6. November 2009, 11:00 Uhr | Wolfgang Hascher, Elektronik

Demnächst könnten die Extras, die man sich für ein neues Auto bestellt, nicht mehr ein Sonnendach oder Alu-Sportfelgen sein, sondern ein Breitband-Wireless-Mobilfunksystem. Eine Initiative macht sich hierüber bereits intensiv Gedanken.

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Der künftige 4G-LTE-Standard (4. Generation Mobilfunk, Long Term Evolution) soll dem Auto der Zukunft ganz neue Kommunikationsmöglichkeiten eröffnen. Dieser Meinung ist man jedenfalls beim »ng connect-Program«, einer weltweit aktiven Industrie-Initiative aus Kommunikationstechnik-, Mobilfunk- und Halbleiterkonzernen.

Zu dieser Initiative gehören fast 30 Unternehmen, darunter in führender Position Kommunikationstechnik-Schwergewichte wie Alcatel-Lucent oder Samsung. Ziel der Kooperation ist es, Konzepte zu erarbeiten, mit denen künftige Automobil-Generationen auf Basis von Breitband-Wireless-Verbindungen neue Multimedia-, Telematik-, Navigations-, Sicherheits- und Kommunikations-Dienste nutzen können.

So ist beispielsweise angedacht, ein Auto zu einer mobilen Kommunikations-Plattform zu machen, und zwar zunächst für die eigenen Insassen. Diese können dann mit einer künftigen 4G-LTE-Mobilfunk-Verbindung beispielsweise Videos laden, eine Online-Musik-Bibliothek nutzen oder im Fahrzeug Multiplayer-Games gegen Gegner aus aller Welt spielen.

Auch Shopping direkt aus dem Auto soll möglich sein. Das Fahrzeug fungiert dabei als WLAN-Hotspot, damit alle WLAN-fähigen Geräte im Auto, z.B. Laptops, die Fahrzeug-Funk-LTE-Verbindung nach außen und ins Internet nutzen können.

Für das Automobil interessant wäre auch die Möglichkeit, über die 4G-Verbindung in Echtzeit Daten zu Verkehrsfluss, Wetter und Straßenbeschaffenheit abzurufen. So könnte nicht zuletzt die Fahrsicherheit gesteigert werden.

Dabei ist die Vision, dass ein LTE-ausgerüstetes Auto nicht nur Informationskonsument ist, sondern gleichzeitig auch als mobiler Sensor Daten zur lokalen Verkehrssituation sammelt, was dann anderen Fahrern zugute kommen kann. Weitere Funktionen sollen u.a. eine proaktive Fahrzeugzustandsüberwachung mit Wartungsplanung sowie Diebstahlschutzfunktionen umfassen. GPS-Navi-Downloads, die Zustandsüberwachung der Wohnung, online-Banking- und andere Komfortfunktionen sind ebenfalls angedacht.

Im Rahmen dieser Initiative entstand auch das »ng Connected Program«, in dem mehrere Mitgliedsfirmen am Konzept eines »LTE Connected Car« arbeiten, wobei Alcatel-Lucent führend in diesen Aktivitäten tätig ist. Als erste praktische Umsetzung wurde nun ein Konzept-Modell des »Connected Car« vorgestellt.

Dieses Fahrzeug basiert auf dem 2010er-Modell des Toyota-Hybridautos »Prius«. Gemeinsam mit dem Middleware-Spezialisten QNX und Partnern aus der Unterhaltungsindustrie wurde ein Konzept geschaffen, das zunächst einmal neben Entertainment-Angeboten wie Video-on-Demand oder Online-Games auch Beiträge zur Verkehrssicherheit verspricht.

Wie man bei Alcatel-Lucent mitteilt, steht bei all diesen Zusatz- und Komfortfunktionen aber die Sicherheit an oberster Stelle. So will man auf jeden Fall gesetzliche Regelungen, wonach z.B. der Fahrer nur mit Freisprecheinrichtung telefonieren darf, in jedem Fall berücksichtigen.
 


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