Zwei Informatiker vom Fraunhofer-Institut FKIE haben nachgewiesen, dass Computer versteckte Netzwerke über unhörbare Audiosignale bilden können. Bei einem bösartigen Angriff auf Computer, die wegen sensibler Dateninhalte nicht über herkömmliche elektrische Netze verbunden sind, könnte ein derartiges Verfahren sogar zum Ausspionieren missbraucht werden.
Den FKIE-Informatikern Michael Hanspach und Michael Goetz war es in einem Experiment gelungen, Daten von einem Computer auf einen anderen zu übertragen, ohne dass die betreffenden Computer über WLAN, Netzwerkkarten oder etwa das Internet verbunden waren. Möglich ist dies allein durch Audiosignale, die über einen Lautsprecher abgegeben und am anderen Rechner über Mikrofon empfangen werden.
In einem Experiment, dessen Ergebnisse unlängst in der Zeitschrift „Journal of Communications“ veröffentlicht wurden, untersuchten Hanspach und Goetz, wie sich Computer in einem für Menschen nicht hörbaren akustischen Netzwerk verbinden und Daten austauschen können. In dem untersuchten Mesh-Netzwerk waren die Computer dabei nicht über einen zentralen Accesspoint oder Router verbunden, wie dies in einem konventionellen WLAN-Netz der Fall wäre, sondern organisierten sich selbst.
Die Wissenschaftler des Fraunhofer-Institutes für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie wählten einen Frequenzbereich, der knapp unterhalb der Ultraschallgrenze liegt. Das Ergebnis des Experiments: Die Computer konnten mit den standardmäßig eingebauten Lautsprechern und Mikrofonen in einer Reichweite von bis zu 20 Metern miteinander kommunizieren. Allerdings waren die Datenraten relativ gering, auch ist einiges an Störbeseitigungs- und Fehlerkorrektur-Aufwand zu leisten - doch zur Übertragung von Passwörtern könnte ein derartiges Verfahren dienen.
Damit nicht genug: Die Signale konnten in dem Versuchsaufbau mit fünf Laptops von einem Computer zum nächsten und von dort weiter übertragen werden, bis ein Computer mit einer regulären Internetverbindung das Signal nach „draußen“ bringen konnte.
Genauso denkbar sei dieses Ergebnis mit Smartphones oder Tablets, so Michael Hanspach. Wäre es möglich, Computer so mit Schadsoftware zu infizieren? Hanspach ist zwar skeptisch, dass der Supertrojaner BadBIOS in der beschriebenen Form existiert, wie er in den vergangenen Wochen in der Fachpresse diskutiert wurde. Dennoch könne, was im Moment wie Science-Fiction erscheint, in fünf Jahren Realität sein, so der Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut. Die Gefahr, die von einem Audio-Botnetz ausginge, wäre immens. Das gelte zum Beispiel für kritische Infrastrukturen.
Angelehnt ist das Verfahren an Konzepte zur Unterwasser-Kommunikation, wo ja bekanntermaßen mit Ultra- und Infraschall-Signalen gearbeitet wird.
(Anmerkung der Redaktion: Die Lösung wäre nur - Lautsprecher und/oder Mikrofon elektrisch abklemmen)