Rupert Baines vom Konkurrenten picoChip sieht in der programmierbaren TI-Lösung jedoch eher eine unzeitgemäße Lösung, die nicht dem aktuellen Stand der Technik entspricht. »In der Anfangszeit waren programmierbare Lösungen angemessen, doch inzwischen erwarten Kunden ein System-on-Chip«, ergänzt Baines.
Basis des neuen TMS320TCI- 6484-DSPs ist der TCI 6484, der in Makrobasisstationen stark vertreten ist. TI verbesserte beim TCI 6484 die Memory-Funktionen, so dass kein zusätzlicher RISC-Prozessor nötig ist. Zwei Turbo-Coprozessoren sorgen für eine schnellere Verarbeitungsgeschwindigkeit. Der neue TMS320TCI6484-DSP kann sowohl MAC- als auch die PHY-Verarbeitung auf einem einzigen Prozessor durchführen, ohne auf externe ASICs oder FPGAs zurückgreifen zu müssen.
Die Programmierbarkeit erlaubt eine Aufrüstung der Firmware im Feld und ermöglicht OEMs einen kostengünstigen Einstieg in den Femtocell- Markt. Sobald Femtocells hohe Fertigungsvolumen erreichen, können OEMs mithilfe von software-kompatiblen SoCs (System-on-Chips) von TI Produkte entwickeln. Doch zuvor müssen sie sich mit Libraries auseinandersetzen und Lösungen in C programmieren.
Willem Mulder, Vice President von mimoOn, einem Unternehmen, das in Duisburg LTE-Software und -Applikationen für Anbieter von Infrastrukturprodukten für Mobilfunknetze entwickelt, sieht darin nicht unbedingt einen Nachteil: »Unabhängig vom Produktsegment und internem Know-how gibt es Gerätehersteller, die Libraries bevorzugen, weil sie die Lösungen so beispielsweise besser in ihr Portfolio integrieren können, und andere, die sie ablehnen, weil es vielleicht nicht in ihr Geschäftsmodell passt.« Welcher Chiphersteller sich am Ende stärker durchsetzt, wird neben den technischen Eigenschaften auch der Preis entscheiden.
Als preisgünstiger Anbieter bezeichnet sich derzeit das israelische Start-up-Unternehmen Percello. Es hat für dieses Jahr ebenfalls eine SoC-Lösung angekündigt, für die es aber noch keine Preisangaben gibt.
Unternehmen im Visier
Da die Abdeckung der Mobilfunknetze auf ausgedehnten Firmengeländen und in großen Unternehmensgebäuden nicht immer vollständig ist, sind Femtozellen eine gute Lösung, um dieses Problem zu beheben. Das ist notwendig, weil viele Mitarbeiter das Telefonieren über das Handy vorziehen, selbst wenn Festnetzanschlüsse ebenfalls zur Verfügung stehen. Bei Chip- und Geräteherstellern ist diese Kundengruppe sehr willkommen. Schließlich stehen Femtozellenlösungen noch am Anfang ihrer Entwicklung und sind relativ hochpreisig. Unternehmen sind da eher bereit, höhere Summen für Kommunikationslösungen zu bezahlen als Privatanwender.