Design von Stromversorgungen

Layout ist keine schwarze Magie

15. Mai 2013, 7:51 Uhr | von Christian Kück

Das Leiterplattenlayout entscheidet über den Erfolg oder Misserfolg praktisch jedes Stromversorgungsprojekts. Es bestimmt das funktionale und thermische Verhalten sowie die elektromagnetische Abstrahlung. Das Layout eines Schaltnetzteiles findet oft viel zu spät im Entwicklungsprozess die nötige Beachtung und ist keinesfalls »schwarze Magie«.

Diesen Artikel anhören

Vor rund einem Dutzend Jahren setzte ein Anwender zum ersten Mal eine getaktete Stromversorgung für ein Autoradio ein. Viele seiner Kollegen meinten, dies würde nie funktionieren. Nachdem jedoch einige Dinge im Layout und der Eingangsfilterung korrigiert wurden, arbeitete alles perfekt. Später setzte ein anderer Anwender erfolgreich den »LT1940« von Linear Technology ein, einen abwärtswandelnden 1-MHz-Schaltregler mit zwei Ausgangsspannungen, der im Empfänger eines Autoradios mitten im AM-Band arbeitete. Dazu war keine zusätzliche mechanische Schirmung für die Stromversorgung nötig; alles war nur eine Frage der Platzierung und des Layouts.

Um dies zu erreichen, benötigten wir einige physikalische Grundlagen. Bei nichtisolierten Stromversorgungen ist eine der einfachsten Topologien der Abwärtswandler. Elektromagnetische Abstrahlungen (EMI) entstehen in Leiterschleifen mit starken Stromänderungen (di/dt). In den Stromversorgungszuleitungen sowie auch in den Verbrauchern dürften keine hohen Wechselströme fließen.

Linear Technology, Abwärtswandler, buck converter
Bild 1: Schaltbild eines Abwärtswandlers
© Linear Technology

Deshalb können wir die Analyse auf den Bereich zwischen dem Eingangskondensator CIN, der alle relevanten AC-Ströme liefert, und dem Ausgangskondensator COUT, wo alle AC-Ströme enden, beschränken (Bild 1). Während der On-Periode, in der S1 geschlossen und S2 offen ist, fließt der AC-Strom in der roten Schleife (Bild 1).

Während der Off-Periode, in dem S1 offen und S2 geschlossen sind, folgt der AC-Strom der blauen Schleife. Beide Ströme sind trapezförmig. Schwierig zu verstehen ist oft, dass die Schleife mit der höchsten EMI weder die rote noch die blaue ist. Nur in der grünen Schleife fließt ein vollständig geschalteter AC-Strom, der von Null auf den Spitzenstrom Ipeak und wieder zurück auf null geschaltet wird. Deshalb heißt die grüne Schleife die »heiße« Schleife, da sie die höchste AC- und EMI-Energie enthält.

Um die elektromagnetische Abstrahlung zu reduzieren und die Funktion zu verbessern, ist der abstrahlende Effekt der grünen Schleife so weit wie möglich zu reduzieren. Wenn man die Leiterplattenfläche der grünen Schleife auf null bringen, und einen idealen Eingangskondensator ohne Impedanz kaufen könnte, dann wäre das Problem gelöst. Das ist in der realen Welt leider nicht zu kaufen. Die Aufgabe des Entwicklers ist es also, den optimalen Kompromiss zu finden.

»Heiße« Schleife minimieren

Bild 2: Der Abwärtswandler »LT8611« hat zwei interne Schalter, sodass man sich nur um die Verbindung zum Eingangskondensator kümmern muss
Bild 2: Der Abwärtswandler »LT8611« hat zwei interne Schalter, sodass man sich nur um die Verbindung zum Eingangskondensator kümmern muss
© Linear Technology

Wirft man einen Blick, auf den Abwärtswandlers »LT8611« (Bild 2), erkennt man, dass dieser Baustein zwei interne Schalter hat, sodass man sich nur um die Verbindung zum Eingangskondensator kümmern muss. Für den Layouter ist die »heiße« Schleife nicht einfach zu erkennen.

Bild 3: »Heiße« Schleife (in grün) beim Demoboard »DC1750A« für den Abwärtswandler LT8611
Bild 3: »Heiße« Schleife (in grün) beim Demoboard »DC1750A« für den Abwärtswandler LT8611
© Linear Technology

Das Leiterplattenlayout des Demoboards »DC1750A« in Bild 3 zeigt diese Schleife als grüne Linie in der obersten Lage. Der AC-Strom fließt durch den Eingangskondensator und die beiden Schalter im IC

Bild 4: Stromdichteverteilung im Querschnitt der heißen Schleife
Bild 4: Stromdichteverteilung im Querschnitt der heißen Schleife
© Linear Technology

Die Stromdichte im Querschnitt der heißen Schleife ähnelt der Darstellung in Bild 4. Schauen wir mal, um wie viel eine Kurzschlussschleife oder eine solide Kupferfläche unter der heißen Schleife die Funktion und das EMI-Verhalten der Schaltung verbessert. Das Ergebnis eines Versuchs mit einer rechteckigen Schleife mit 10 cm x 10 cm bei 27 MHz ist in Tabelle 1 aufgelistet und zeigt, wie groß der Effekt einer soliden Kupferfläche unter der heißen Schleife auf der obersten Lage ist.

d (mm)f (MHz) C (pF) L (nH) Beschreibung Faktor gegenüber 0,12 mm
  18,4 400 187 einlagige Platine, offene Schleife 14,4
  21,2 400 141 kupferne Kurzschlussschleife im Innern 10,85
1,5 38,9 400 42 solide Kupferfläche 3,23
1,5 34,7 400 21 rechteckige Schleife ohne Überlappung 4,08
0,5 52,1 400 23 dünne Rechteckschleife 1,77
0,27 55 400 21 solide Kupferfläche 1,61
0,12 69 400 13 solide Kupferfläche 1,00

Tabelle 1: Veränderung der Induktivitä durch eine Kurzschlussschleife oder eine solide Kupferfläche unter der »heißen« Schleife


Die erste Zeile ist eine einlagige Platine ohne Kupferfläche als Referenz. Die Induktivität der Rechteckwindung auf einer einlagigen Platine sinkt von 187 nH auf 13 nH, wenn man eine solide Kupferfläche in 0,12 mm Abstand unter der Rechteckwindung anordnet (unterste Reihe). Eine solide Fläche auf der nächsten Lage in einer Multilayer-Leiterplatte (vier Lagen und darüber) wird eine mehr als dreimal geringere Induktivität aufweisen als eine normale, 1,5 mm dicke zweilagige Leiterplatte.

Eine solide Massefläche (Plane) mit minimalem Abstand zur heißen Schleife ist eine der effektivsten Methoden, die elektromagnetische Abstrahlung zu reduzieren. Sind ebene Kupferflächen groß gegen die abzuschirmende Schleife, so halbieren sich die abgestrahlten magnetischen Felder (6 dB Dämpfung) mit jeder Halbierung des Abstands zwischen Schleife und Kupferfläche. Dadurch ergibt sich der gravierende Unterschied einer vier- oder mehrlagigen Platinen mit typisch 0,2 mm Dielektrikum von der obersten Lage zur zweiten Lage Kupferfläche im Verhältnis zu einer nur zweilagigen Platine mit etwa 2 mm Abstand zwischen obersten Lage und Kupferfläche auf der Unterseite. Der Unterschied im abgestrahlten magnetischen Feld beträgt rund 20 dB.


  1. Layout ist keine schwarze Magie
  2. Layout ist keine schwarze Magie

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!