Murata baut Keramik-/MLCC-Fertigung aus

»Es kommt auch auf die aktive Mitarbeit der Kunden an«

15. März 2018, 10:49 Uhr | Engelbert Hopf
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Umsatzentwicklung 2018...

Sie haben deutlich gemacht, was vonseiten Muratas unternommen wird, um die angespannte Liefersituation zu verbessern. Was können in Ihren Augen die Kunden zur Entspannung der Situation beitragen?

Die großen Tier-Ones und auch die Automobilhersteller haben sich in der Vergangenheit bereits mit Allokations-Managern dem Thema Halbleiter gewidmet. Nun ist ein solches aktives Technologie- und Produktionsmanagement auch für den Bereich der passiven und elektromechanischen Bauelemente notwendig, wenn man verhindern möchte, dass es zu versorgungstechnisch bedingten Produktionsstillständen etwa in der Automobilfertigung kommt. Auch wenn das für manchen absurd klingen mag, es ist wichtig, dass sich nun die Entwickler und Techniker mit dem „Hühnerfutter“ intensiv beschäftigen. Hierzu bietet Murata das sogenannte Simsurfing-Tool an.

Sie appellieren bereits seit Jahren an Anwender in Europa, auf kleinere Baugrößen zu setzen. Bislang mit überschaubaren Erfolg. Industriekunden setzen nach wie vor eher größere als kleine MLCCs ein. Setzen Sie weiter auf den Übergang zu kleineren Bauteilen?

Auf jeden Fall! Wenn die gewünschte Performance auch in einem kleineren Kondensator zur Verfügung steht, empfiehlt sich eine Anpassung des Layouts. Aus Sicht der Hersteller spricht ganz klar die Economy of Scale für diesen Übergang. Uns stehen nur begrenzte Fertigungskapazitäten zur Verfügung. Wenn ich von der Baugröße 0603 auf 0402 übergehe, dann kann ich auf der entsprechend umgerüsteten Linie die vierfache Menge an MLCCs fertigen. Dieses Beispiel kann man entsprechend fortsetzen, wenn ich zu noch kleineren Bauformen übergehe. Der weltweit gestiegene Bedarf an MLCCs ließe sich dadurch etwas einfacher befriedigen. Leider werden aufgrund der derzeitigen Situation viele unserer Kunden nicht umhinkommen, sich der Verkleinerungen speziell der Legacy-Produkte zu widmen. Einige wichtige Anwender setzen dies derzeit um, was lange als unmöglich bezeichnet wurde.

MLCCs haben in den letzten Jahren auch teilweise Tantal-Kondensatoren ersetzt. Bekannterweise sind Tantals nicht mit der vollen Nennspannung einsetzbar. Wird das berücksichtigt?

Leider nein. Das vom Tantal her bekannte Verhalten – Einsatz nur bei halber Nennspannung – wird auf die MLCCs übertragen, obwohl ein MLCC mit der vollen Nennspannung belastbar ist. In solchen Fällen ließe sich also der Einsatz von größeren High-Cap-Produkten mit vermeintlich notwendiger höherer Nennspannung vermeiden, wenn man in den entsprechenden Applikationen die eingesetzten MLCCs mit der zulässigen maximalen Nennspannung belasten würde. Hier bedarf es zusätzlicher Informationen für die Anwender und Entwickler, um diese Wissenslücke zu schließen. Auch hier ist das oben genannte Simsurfing-Tool nützlich.

Zuletzt ist unter dem Eindruck der angespannten Lieferkette bei einigen Anwendern der Eindruck entstanden, es gäbe so etwas wie eine „Asia First“-Haltung bei Bauelemente-Herstellern. Können Sie das bestätigen?

Unser Umsatz im laufenden Geschäftsjahr wird voraussichtlich etwa 11 Milliarden Dollar betragen. Japan trägt weniger als 10 Prozent dazu bei, genauso wie Europa und die USA. Unser größter Umsatzträger ist China. Etwa 57 Prozent des laufenden Umsatzes generieren wir in China, der Rest verteilt sich auf Südostasien und die übrige Welt. Sie sehen also, eine Asia-First-Politik im Sinne von Zuweisung gibt es bei Murata nicht, und schon gar nicht im Sinne von Japan First. Wir können aber auch nicht die Augen davor verschließen, dass wir über zwei Drittel unseres Umsatzes in asiatischen Raum erzielen. Da Automotive aber einer unserer Strategie-Schwerpunkte ist, tun wir alles, um unsere Kunden hier zu versorgen.

Mit welcher Umsatzentwicklung ist vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme der Lieferkette im nächsten Geschäftsjahr zu rechnen?

Wir hatten zuletzt ein Plus von 29,4 Prozent bei MLCC im Vergleich der 3. Quartale von 2016 zu 2017. Das wird sich so nicht fortsetzen, aber ein weiterhin zweistelliges Umsatzwachstum nahe 20 Prozent ist bei MLCC für 2018 vorgesehen. In Europa wird Murata als Gesamtunternehmen im nächsten Geschäftsjahr in Richtung der Umsatzmilliarde in Euro zusteuern.


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