Zum zehnten Mal findet in Berlin die Verkehrstechnik-Messe Innotrans statt. Dabei zog sich ein Grundthema durch alle Statements: das mangelnde Geld für die Erhaltung der Infrastruktur.
Die Innotrans in Berlin ist der weltweit bedeutendste Treffpunkt der Bahnindustrie. Eine Industrie, die weltweit geschätzt 150 Milliarden Euro pro Jahr umsetzt. Natürlich wird dabei eine Menge Blech verbaut, aber einer großer Teil entfällt – wie bei den Straßenfahrzeugen – auf elektronische Komponenten. Das betrifft nicht nur die Systeme, mit denen der Fahrgast in Kontakt kommt: Informationsdisplays, Verkaufsautomaten und die gesamte dahinter stehende Informationstechnik im Netz. Auch der Fahrzeugführer käme heute ohne Informationssysteme nicht mehr aus: Auf Hochgeschwindigkeitsstrecken übernimmt der Autopilot die Arbeit und »sieht« vorausfahrende Züge und das Diagnosesystem meldet Wartungsbedarf an, lange bevor der Zug in die Werkstatt rollt. Einen ebenso großen Teil aber macht die Streckeninfrastruktur aus, mit ihren Signalen und Steuereinrichtungen.
Seit der ersten Innotrans 1996 verzeichnet die Messe ein stetiges Wachstum. Aus den 172 Ausstellern im ersten Jahr wurden inzwischen 2758. Das entsprach einem durchschnittlich 40prozentigem Wachstum mit jedem Zwei-Jahres-Turnus. Mit 100.000 Quadratmetern Fläche und voraussichtlich über 100.000 Besuchern ist die Messe der weltweite Branchentreffpunkt Nummer Eins.
Messe-Geschäftsführer Dr. Christian Göke nannte drei Gründe für die stete Aufwärtsentwicklung der Innotrans:
Philippe Citroën, Generaldirektor des Verbandes der Europäischen Eisenbahnindustrie berichtete, dass die Branche in den letzten zwei Jahren um je 1,5 Prozent gewachsen sei. Das sei weniger als die ursprünglich prognostizierten 2,2 Prozent, aber dennoch ein solides, kontinuierliches Wachstum.
Dunkle Wolken am Himmel des Eisenbahnkonjunktur
Prof. Dr. Ronald Pörner, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland sagte, die gute konjunkturelle Lage sei auf einen starken Export zurückzuführen. Der Exportanteil der Industrie beträgt 51 Prozent. Allerdings werde es für Fahrzeughersteller immer schwieriger, im Wachstumsmarkt China ins Geschäft zu kommen, da China inzwischen vieles selbst baut und gleichzeitig zum Wettbewerber für die europäische Bahnindustrie wird. An Japan gerichtet mahnte er eine Öffnung des Marktes an, da japanische Hersteller in Europa »faire und offene« Wettbewerbsbedingungen vorfänden. Die Krise in der Ukraine und die Spannungen mit Russland betrachte man mit Sorge, da Russland ein wichtiger Markt sei und ein enormes Erneuerungspotenzial habe.
Doch auch im eigenen Land gibt es genug Hausaufgaben zu machen: Mehrere Bahnindustrie-Vertreter mahnten den Instandhaltungsrückstau bei der Bahn-Infrastruktur an. Prof. Pörner berichtete z.B., dass 43 Prozent der Stellwerke in Deutschland noch mit Vorkriegstechnik betrieben werden, teilweise sind noch mechanische Anlagen aus der Kaiserzeit vorhanden. Nur zwölf Prozent der Stellwerke sind elektronisch gesteuert.
Herbert Zimmermann vom ZVEI forderte die Politik auf, zügig eine gesetzliche Nachfolgeregelung für die 2019 auslaufenden Regionalisierungsmittel zu verabschieden. Mit diesen Mitteln bestellen die Länder den subventionierten Nahverkehr. Acht Prozent dieser Mittel fließen aber auch in die Infrastruktur. Damit Länder und Bahngesellschaften Planungssicherheit haben, müsse man dringend wissen, wie es nach 2019 weitergehe.
Dr. Martin Henke, Geschäftsführer für den Bereich Eisenbahnverkehr im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) monierte, dass Finanzminister Schäuble die Regionalisierungsmittel mit anderen Geldzuweisungen des Bundes an die Länder vermischen will. »Dann ist überhaupt nicht mehr sichergestellt, was mit diesem Geld passiert, ob davon Straßen oder Kindergärten gebaut werden oder ob es doch noch in den öffentlichen Verkehr fließt.«